Kneipentour in Aurich

IG Metall-Postkartenaktion in Auricher Kneipen und Restaurants

Ein Thema auch am Stammtisch: Arbeitsbedingungen und Mitbestimmung bei Enercon

 

Ehrlich gesagt wussten wir nicht, was auf uns zukommt, als wir uns entschieden, mit einer Tour durch Auricher Kneipen für mehr Mitbestimmung bei Enercon zu werben. Gespräche führen, über die Postkarten-Aktion der IG Metall informieren, das war der Plan. Dass der Einsatz der Enercon-Beschäftigten für faire Arbeitsbedingungen in Aurich ein großes Thema ist, war zwar in den letzten Monaten nicht zu übersehen. Doch ob die Auricher Bürgerinnen und Bürger auch an einem Freitagabend bei eisigen Temperaturen Lust haben würden, mit Gewerkschaftern über die Arbeit zu diskutieren?

 

Die Zweifel waren unbegründet. Im Gegenteil: Knapp 100 Auricher Bürgerinnen und Bürger unterzeichneten eine Postkarte an die Enercon Geschäftsführung, mit der sie das Unternehmen auffordern, Mitbestimmung und Demokratie am Arbeitsplatz anzuerkennen, in einen Dialog mit der IG Metall zu treten und ein die Abmahnungen und Repressionen gegen gewerkschaftlich aktive Beschäftigte zu beenden. Viele wollten die Kampagne sogar mit ihrem Gesicht unterstützen und ließen sich fotografieren.

 

Wir, dass sind die beiden IG Metall-Sekretäre Karin Wegner und Bernhard Schulte sowie die IG Metall-Aktiven Tina Frintrup und Hans-Jürgen Rector, die beide als Betriebsräte bei VW Emden arbeiten.

 

Das Kneipenteam: Bernhard, Tina, Hans-Jürgen und Karin

Das Kneipenteam: Bernhard, Tina, Hans-Jürgen und Karin

 

»Das ist ja ein Zufall«, sagt Heinz, der gerade mit seiner Frau und der Familie seines Sohnes das Abendessen im griechischen Restaurant DAFNI genießt, »wir haben gerade über die Probleme der Beschäftigten bei Enercon gesprochen. « Heinz und seine Frau verbringen einen Teil des Jahres in Spanien und sind gerade auf Familienbesuch: »So viel passiert in Aurich ja auch nicht«, sagt er. »Enercon ist da natürlich ein Thema, über das man spricht.« Um eine Unterschrift muss man hier niemanden lange bitten. Warum sie nötig ist? Dazu hat Heinz eine klare Meinung: »Betriebsräte und Demokratie gehören zu einem guten Unternehmen einfach dazu. Dagegen vorgehen – das gehört sich einfach nicht.«

 

»Mitbestimmung gehört dazu«, Heinz und seine Familie im Restaurant DAFNI

»Mitbestimmung gehört dazu«, Heinz und seine Familie im Restaurant DAFNI

 

Ein paar Tische weiter sitzen Jörg und seine Kollegen. Auch sie brauchen keine großen Erklärungen, als wir um eine Unterschrift bitten. »Wir sind alle bei ver.di organisiert«, sagt Jörg. Unter Gewerkschaftern hält man zusammen. Neu sind ihnen die Vorwürfe gegen die Enercon-Geschäftsführung nicht. »Man hört schon, dass die Kollegen häufig nicht besonders gut behandelt werden«, sagt einer aus der Runde. Das alleine sei schon schlimm. Aber wenn der Arbeitgeber damit auch noch Millionen verdient, sei das nur schamlos.

 

Jörg und seine Kollegen: Gewerkschafter halten zusammen.

Jörg und seine Kollegen: Gewerkschafter halten zusammen.

 

Keine 50 Meter weiter in der Pizzeria Harlekin sitzt Foline mit einer Freundin. Was harte Arbeitsbedingungen sind, braucht ihr niemand zu erklären. Sie ist im Einzelhandel beschäftigt. Hoher Leiharbeitsanteil, Stress, schlechte Arbeitszeiten und mangelnder Respekt – viele der Probleme der Enercon-Beschäftigten sind auch bei ihr Alltag. Und deshalb weiß sie auch, dass sie sich nur gemeinsam mit der Gewerkschaft lösen lassen. Ihre Botschaft: »Und wenn die Betroffenen aufstehen und dagegen vorgehen, dann verdient das meinen Respekt.«

 

Foline im Harlekin: »Die Enercon-Kollegen verdienen meinen Respekt.«

Foline im Harlekin: »Die Enercon-Kollegen verdienen meinen Respekt.«

 

Ob in den Restaurants, den Kneipen oder auf dem Auricher Weihnachtsmarkt. Natürlich wollen nicht alle, mit denen wir an diesem Freitag das Gespräch suchen, auf einem Foto gesehen werden. Einige wollen auch nicht unterschreiben – »so etwas mache ich generell nicht«, heißt es dann, oder: »Da muss ich erst mal drüber nachdenken«. Doch der Großteil der Bürger unterschreibt die Postkarte gerne. »Endlich macht jemand was«, sagen sie, und: »so geht’s nicht«.

 

Harald mit seinem Kumpel: »So geht’s nicht.«

Harald mit seinem Kumpel: »So geht’s nicht.«

 

Dass Enercon viel für die Stadt getan hat, weiß jeder in Aurich zu schätzen. Doch das gibt dem Unternehmen nicht das Recht, Mitbestimmung und Demokratie auszuhebeln. Jeder kennt hier jemanden, der bei Enercon arbeitet, und jeder hat schon einmal über die Probleme gehört. »Viele die dort arbeiten, erzählen es nicht groß rum«, sagt ein junger Mann in der »Brasserie«. »Enercon hat hier wirklich keinen guten Ruf als Arbeitgeber.« Ein paar Meter weiter unterschreibt Jan eine Postkarte an die Geschäftsführung: »Da steh ich zu«.

 

Mitbestimmung bei Enercon: »Da steh ich zu.«

Mitbestimmung bei Enercon: »Da steh ich zu.«

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