»Kein Blankoscheck für Samstagsarbeit«
In der WEA Service Südost wird nichts mehr über die Köpfe der Beschäftigten hinweg entschieden. Ein Gespräch mit den Betriebsräten Kai Hofmann, Oliver Seitz und Fred Heise
Bei euch im Unternehmen wurde im November 2013 erstmals ein Betriebsrat gewählt. Wie fällt eure Zwischenbilanz nach einem dreiviertel Jahr aus?
Kai: Die inhaltliche Arbeit kam erst im Februar in die Gänge. Wir sind sieben Kollegen im Gremium, und alle haben das zum ersten Mal gemacht. Wir brauchten also alle eine Grundlagenschulung und mussten erst mal unsere Arbeitsfähigkeit herstellen. Dann ging es los, aber die Initiative haben nicht wir ergriffen, sondern der Arbeitgeber. Am 12. Februar beantragte er beim Betriebsrat eine generelle Zustimmung zur Samstagsarbeit auf unbestimmte Zeit »aufgrund von Wartungsrückständen«.
Fred: Wir sollten praktisch einen Blankoscheck ausstellen, dass die Geschäftsführung jederzeit bei Bedarf auch kurzfristig Samstagsarbeit anordnen kann.
Wie oft kam das vor?
Oliver: Gar nicht, wir haben’s abgelehnt. Wir hatten vorher rumtelefoniert und jeden gefragt, den wir getroffen haben. Das Meinungsbild war eindeutig: Die große Mehrheit war dagegen.
Kai: Wir haben uns im Betriebsrat intensiv damit auseinander gesetzt. Es sind tatsächlich enorme Wartungsrückstände aufgelaufen, über 600 Teamtage, das sind mehr als 8000 Stunden. Pro Kopf sind das knapp 80 Stunden – da wäre man schnell bei zehn zusätzlichen Samstagsschichten. Es war klar, dass wir das nicht ohne die Kollegen entscheiden können. Also haben wir die Belegschaft mit einbezogen und gefragt: Wie sieht’s aus – wollt ihr samstags arbeiten? Darauf haben wir eine klare Antwort gekriegt, und die war »nein«.
War die Sache damit erledigt?
Kai: Wir haben gesagt, wir könnten uns durchaus vorstellen, dass man samstags etwas machen kann, aber auf freiwilliger Basis und mit Gegenleistungen. Wir haben ein paar Ideen genannt: Freizeitausgleich, Notdienstzuschlag, Tankgutscheine. Wir haben verschiedene Sachen vorgeschlagen, aber es gab keine Resonanz bei der Geschäftsführung.
Warum ist es überhaupt zu diesem großen Wartungsrückstand gekommen?
Fred: Die Firma hat zu wenig Leute eingestellt, die Personalplanung lief nicht so, wie es sein müsste. Das ist sicher ein Thema, das wir als Betriebsrat noch mal angehen müssen.
Welche Themen wollt ihr als nächste voranbringen?
Kai: Wollen verbindliche Urlaubsgrundsätze vereinbaren und eine Regelung über ein Langzeitkonto abschließen. Beim Urlaub müsste die Planung verbessert werden. Im Moment wird die Genehmigung meist erst kurz vorher erteilt, obwohl Leute ihren Urlaub langfristig beantragen. Wir schlagen vor, dass in Zukunft jeder Mitarbeiter halbjährlich seine Anträge einreicht, die dann zeitnah und verbindlich entschieden werden. So, dass man dann auch die Sicherheit hat, eine gebuchte Urlaubsreise tatsächlich antreten zu können. Beim Langzeitkonto geht es darum, dass Kollegen die Möglichkeit bekommen sollen, Plusstunden anzusparen, um eine längere bezahlte Auszeit nehmen zu können.
Wie diskutiert ihr das mit der Belegschaft?
Fred: Wir haben kürzlich Betriebsversammlungen durchgeführt, als nächstes wollen wir das Thema in kleine Gesprächsgruppen an den Stützpunkten vertiefen.
Ist die Vernetzung mit Kollegen aus Betriebsräten der anderen Enercon-Servicegesellschaften für euch wichtig?
Kai: Deshalb fahren wir zu gemeinsamen Schulungen bei der IG Metall. Dieser Austausch bringt uns enorm voran. Im Grunde haben alle die gleichen Probleme in ihren jeweiligen Unternehmen. Wir sprechen uns ab, können Themen gemeinsam fokussieren und Erfahrungen austauschen.
Oliver: Ganz praktisch: Beim Thema Samstagsarbeit hieß es erst: In anderen Servicegesellschaften hätten das die Betriebsräte schon genehmigt. Ja wo denn, hab ich gefragt. Und dann stellte sich schnell heraus, dass das Quatsch war.
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