Interview mit Tobias Dombrowski, Betriebsrat der Enercon WEA Service GmbH Ost

»Der Kontakt und Austausch mit den Kollegen hört nicht auf!«

Interview mit Tobias Dombrowski, Betriebsrat der Enercon WEA Service GmbH Ost


Know-how und Vernetzung: Erstes gemeinsames Seminar der Betriebsräte der Enercon-Service­gesell­schaften brachte neugewählte Interessen­vertreter aus den verschiedenen Ecken des Konzerns zusammen.

 

»Du und gut 50 Betriebsratskollegen der verschiedenen Enercon-Service­gesell­schaften – ihr habt euch im IG Metall-Bildungszentrum Berlin eine Woche lang intensiv mit den Grundlagen der Betriebsratsarbeit befasst. Abgesehen vom Fachwissen, das du erworben hast – welche Eindrücke nimmst du mit?«

 

Das war alles sehr interessant. Am Anfang dachte ich, man sitzt jetzt zusammen mit zehn Leuten, die man nicht kennt und hat sich nichts zu sagen. Doch wir sind sehr schnell zum »du« gekommen. Das hat mich schon überrascht: Wir kannten uns überwiegend gar nicht, sogar innerhalb der einzelnen GmbHs kannten wir Kollegen oft nur dem Namen nach – viele haben sich hier zum ersten Mal gesehen. Die Distanz war also sehr schnell weg. Aber das ist ja auch klar: Wir sitzen hier alle in einem Boot, haben die selben Probleme. In den Diskussionen sind wir immer schnell zu einem Konsens gekommen.

 

»Ist das dein erstes Betriebsratsseminar?«

Ich war während meiner Ausbildung Jugend- und Auszubildendenvertreter bei der IG BCE. Da haben wir entsprechende Lehrgänge besucht. Aber das war nicht mit dem Input zu vergleichen, den wir hier bekommen haben.

 

»Hast du das Gefühl, dass das Verhältnis von Theorie und Praxis stimmte?«

Ja. Man merkt, dass die Menschen, die hier lehren, nicht einfach Wissen vermitteln. Die leben das, machen das teilweise seit zehn Jahren oder länger. Das kann man sich nicht anlesen, das beruht auf Erfahrung.

 

»Was hat dir am meisten geholfen?«

Am wichtigsten war sicher die Einführung in die rechtlichen Grundlagen, das Betriebsverfassungsgesetz, speziell die Mitbestimmungsrechte. Wir saßen hier mit Anwälten zusammen, die das tagtäglich machen, die schon vor Gericht Leute vertreten haben, und nicht mit Leuten, die das nur vom Hörensagen kennen. Man hat einfach gemerkt, dass das nicht das erste Seminar ist, das hier gemacht wurde. Die Referenten haben jahrelange Erfahrung, sie sind interessiert und setzen sich ein.

 

dombrowski

Tobias Dombrowski, Betriebsrat der Enercon WEA Service GmbH Ost

 

»Wie liefen die Diskussionen außerhalb des Seminarprogramms? Also in den Pausen oder abends beim Bier?«

Das lief wunderbar. Natürlich hat man sich zuerst mit den Leuten, mit denen man gekommen war, in Grüppchen zusammengesetzt. Aber wenn dann am Nachbartisch über ein bekanntes Thema gesprochen wird, dann rückt man natürlich schnell zusammen. Und dieser Kontakt und Austausch mit den Kollegen hört nicht auf. Es war nicht so, dass wir um 17 Uhr Feierabend gemacht haben, und jeder ist auf sein Zimmer gegangen. Wir haben jeden Abend mit den Kollegen aus anderen Standorten zusammen gesessen und erzählt, diskutiert, den Faden weitergesponnen.

 

»Glaubst du, dass sich daraus Anknüpfungspunkte für eine längerfristige Vernetzung zwischen den verschiedenen GmbHs ergeben?«

Das muss passieren. Ganz klar. Meiner Meinung nach sollten die Betriebsräte-Seminare auch in Zukunft gemeinsam für alle GmbHs durchgeführt werden. Wir sind ja keine wirklich eigenständigen Firmen, sondern ein großer Konzern mit vielen Tochtergesellschaften. Und wir  haben fast überall die selben Probleme.

 

»Gab es bei Kollegen, die Vorbehalte hatten, das Seminar mit der IG Metall zu machen?«

Ein paar Kollegen, die keine Mitglieder sind, hatten Bedenken, dass hier ständig für die IG Metall geworben wird oder wir ständig Eintrittsformulare vor die Nase gehalten bekommen. Doch das war nicht der Fall, das fand ich richtig gut, und ich glaube, die Kollegen, die nicht oder noch nicht in der Gewerkschaft sind, fanden es auch gut.