Großer Andrang bei Wahl in Aurich

Großer Andrang bei Wahl in Aurich

Fast 80 Prozent Beteiligung bei Betriebsratswahl in der WEA Service Nord-West.

 

»Zwei Urnen waren zu wenig, so groß war der Andrang«, erzählt Lee Kramer. Der Service-Monteur ist Mitglied des Wahlvorstandes der WEA Nord-West GmbH. Am Montag ab 5.30 Uhr stand er gemeinsam mit seinen Kollegen auf einem Parkplatz nahe dem Enercon-Hauptquartier im ostfriesischen Aurich. Es war der erste und wichtigste Wahltermin für die Beschäftigten der WEA Service Nord-West, denn ein Großteil der knapp 440 Beschäftigten ist in Aurich stationiert. »Den ganzen Morgen über kamen Kollegen vorbei, um ihre Stimme abzugeben«, erinnert sich Kramer. »Doch irgendwann haben wir gemerkt, dass kein Wahlschein mehr durch den Schlitz in der Urne passt. Die war bis oben hin voll. Und kurze Zeit später war auch die zweite voll«, fügt sein Wahlvorstands-Kollege Stefan Köster hinzu.

Für lange Überlegungen war keine Zeit. Noch immer kamen Enercon-Kollegen zu ihnen, um ihre Stimme abzugeben. Und um 14 Uhr stand schon der nächste Wahltermin an, da ging es ins 20 Kilometer entfernte Großheide. »Wir haben uns kurzerhand eine neue Kiste besorgt, sie verschlossen und natürlich auch versiegelt«, sagt Kramer.

 

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Stefan Köster und seine Kollegen zählen die Briefwahlstimmen aus

 

Hat der Wahlvorstand die hohe Beteiligung unterschätzt? Köster und Kramer schütteln den Kopf. »Da gab es nichts zu schätzen«, sagt Kramer lakonisch. »Es war halt das erste Mal, dass wir so etwas gemacht haben.« Der Stimmung jedenfalls hat die kleine Unterbrechung keinen Abbruch getan. Die war »ordentlich«, meint er. »Die Leute waren super gelaunt, die hatten richtig Lust auf die Wahlen.«

 

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»Zwei Urnen haben nicht gereicht«

 

Mit 438 Mitarbeitern ist die WEA Service Nord-West die größte aller neun Enercon-Servicegesellschaften. 341 Beschäftigte – fast 80 Prozent – haben sich an der Entscheidung beteiligt, wer künftig ihre Interessen vertreten soll. Für die beiden Service-Monteure, die gemeinsam mit 16 anderen in der IG Metall engagierten Kollegen auf der Liste 1 »Metaller für ein gutes Miteinander« angetreten sind, ist allein das schon ein Riesenerfolg.

 

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341 WEA-Kollegen stimmten für Mitbestimmung

 

123 Stimmen entfielen auf die IG Metall-Liste. Im elfköpfigen Betriebsrat wird sie mit vier Sitzen vertreten sein, zwei davon werden von Kramer und Köster besetzt. Die Mehrheit im Gremium stellt die Liste 2 »Wir für Nord-West«, sie bekam 214 Stimmen.

»Wir sind froh, dass es endlich einen Betriebsrat gibt. Welche Liste nun gewonnen hat, ist erstmal nebensächlich,« sagt Roland Niebling, der auch für die Metall-Liste im Betriebsrat sitzen wird. »Die Hauptsache ist: Wir können endlich mitbestimmen.« Konflikte mit den Kollegen der anderen Liste erwartet der 43jährige nicht. »Natürlich haben wir uns im Wahlkampf ein wenig behakt. Aber jetzt geht es darum, gemeinsam etwas für die Beschäftigten zu tun.« Schon bei der Auszählung der Stimmzettel, an der sich auch Kollegen der Liste 2 als Unterstützer beteiligten, wurde spürbar, dass er mit seiner Einschätzung richtig liegt.

 

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Roland Niebling (links) und Lee Kramer bei der Wahlauszählung in Aurich, in der großen Urne sind die Briefwahlstimmen

 

Köster, Kramer und Niebling jedenfalls wissen bereits, was sie gemeinsam mit ihren neuen Betriebsratskollegen als Erstes anpacken wollen. »Das Wichtigste für uns ist, dass es mehr Transparenz in der Firma gibt. Die Geschäftsführung soll mit offenen Karten spielen. Wir wollen wissen, was mit uns geschieht«, so Niebling. Der 43jährige arbeitet im »Finish« – dem Innenausbau der aufgestellten Türme. Das »Finish« ist einer von mindestens vier Bereichen der WEA Nord-West, die ausgegliedert werden sollen. Die anderen sind der Turmbau, der Aufbau (Maschinenhaus, Generator und Flügel) sowie die Press- und Verspanntechnik. Über 250 Beschäftigte könnten insgesamt von der Ausgliederung betroffen sein, inklusive etwa 150 Leiharbeiter. Doch wie in den anderen WEAs weiß auch bei Nord-West niemand, was genau geschehen soll. »Deshalb wollen wir als erstes eine klare Ansage der Geschäftsführung. Sie soll klarstellen, was sie vorhat.«

 

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Gleich ist es geschafft: Stefan Köster zählt die letzten Stimmen aus