Enercon WEA Service West: Mehr Legitimität geht nicht

Enercon WEA Service West: Mehr Legitimität geht nicht

Rekordergebnis für den Betriebsrat in WEA Service West: Fast 90 Prozent der Kollegen stimmen für Interessen­vertretung!

 

Es ist Donnerstagabend, Adrian-Lukasz Sobieraj sitzt in einer Gaststätte in Haren, Emsland, er reckt sich und gähnt kurz. Nein, müde fühle er sich nicht, sagt er lächelnd, aber »geschafft, ziemlich geschafft«. Noch ist die Anspannung nicht noch ganz von ihm abgefallen. Keine zwei Stunden ist es her, da hat er gemeinsam mit seinen Kollegen vom Wahlvorstand der Enercon WEA Service GmbH West die Ergebnisse der Betriebsratswahl verlesen. »Ich habe ganz schön gezittert vor Aufregung«, sagt der 24-Jährige. Dabei hätte Adrian eigentlich keinen Grund gehabt, sich zu sorgen. Denn klarer hätten Beschäftigten der WEA Service West nicht deutlich machen können, dass sie einen Betriebsrat wollen: 148 von 168 Kollegen haben ihre Stimme abgegeben und sich damit für eine Interessen­vertretung ausgesprochen. Das sind rekord­verdächtige 89 Prozent. Mehr Legitimation geht nicht, findet Adrian. »Das ist ein klares Zeichen, dass wir einen Betriebsrat wollen.«

 

Der Monteur war nicht nur Wahlleiter. Er hat auch auf Platz zwei der »Ersten Liste« kandidiert. Die wird künftig vier der sieben Sitze im Betriebsrat stellen. Die anderen drei Plätze werden von Kollegen der Liste 2, »Gemeinsam, Verant­wortungs­bewusst, Unabhängig« wahrgenommen werden. »Ich glaube, dass wir sehr gut zusammen­arbeiten werden. Wahlkampf ist Wahlkampf, jetzt geht es um die Kollegen«, meint Adrian.

 

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Kandidaten der »Ersten Liste«: Stefan Eilers, Daniel Lenger, Adrian-Lukasz Sobieraj und Thomas Kersten

 

Mit einem so einem klaren Votum habe er nicht gerechnet, auch wenn die Stimmung in der WEA Service West ziemlich gut gewesen sei. Bereits bei der Betriebs­versammlung zur Wahl des Wahlvorstandes am 9. September waren 102 Beschäftigte anwesend. Verständlich, denn Probleme gab es einige, ergänzt sein Kollege Thomas Kersten, der auf Platz eins der »Ersten Liste« kandidiert hat. »Ob Schichtplan, Wochenend­ruf­bereitschaft, die Überwachung mit dem GPS oder die Frage der alters­gerechten Arbeit. Häufig wird über die Köpfe der Leute hinweg entschieden. Dagegen haben sie sich aus­gesprochen.«

 

Beispiel Schicht­plan: Dass es einen geben muss, darüber sind sich alle einig. Doch der müsse auch Platz für »persön­liche Belange« haben, meint Thomas. »Wenn ich zwei Wochenenden pro Monat arbeiten muss, dann ist das super­schwierig mit meiner Familie.« Andere wiederum wollen gern am Wochen­ende arbeiten, weil sie das Geld brauchen. Auch auf die müsse man eingehen. »Deshalb brauchen wir mehr Flexi­bilität bei der Wahl der Schichten.«

 

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Thomas Kersten: »Mehr Flexibilität bei der Schichtgestaltung«

Ähnliches gilt für das Thema GPS-Überwachung. Jeder Enercon-Wagen ist mit einem GPS-Sender ausgerüstet. An sich sei das nach­voll­ziehbar, findet Adrian, da so die Einsatz­planung schneller und effizienter gemacht werden kann. Das Problem sei: »Niemand weiß, was gespeichert wird, wie lange es gespeichert wird und ob die Daten etwa gegen die Arbeitnehmer verwendet werden.« Für ihn ist klar: »Wir brauchen klare, transparente Richtlinien.«

 

Für Thomas geht es aber auch um etwas Grund­legendes: Enercon profitiere davon, dass sich der Gesetz­geber für die Energie­wende entschieden hat. Doch der Gesetz­geber hat auch entschieden, dass jeder Betrieb einen Betriebs­rat haben sollte. »Enercon hat sich in seinem Betriebs­handbuch ausdrücklich zur Gesetzes­treue verpflichtet.« Es müsste also selbst­verständlich sein, dass das Unter­nehmen nicht nur Betriebs­ratswahlen duldet, sondern, wie vom Gesetz­geber gewünscht, auch unterstützt.

 

Bevor die Arbeit für die Interessen der Kollegen losgehen kann, müssen sich die neuen Betriebs­räte aber weiter­bilden, meint Thomas. Er will das am liebsten gemeinsam mit der IG Metall machen, denn: »Das sind die Spezialisten.« Kenntnisse des Betriebs­verfassungs­gesetzes sind wichtig, sagt er, um der Geschäfts­führung auf Augen­höhe zu begegnen. Aber auch, um Fehler zu vermeiden und sich gegenüber dem Arbeit­geber nicht angreifbar zu machen.

 

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Adrian-Lukasz Sobieraj: »Es muss endlich wieder das Wir zurückkommen.«

Adrian nennt noch einen weiteren Vorteil: »Die Bildungs­seminare sind eine gute Möglichkeit, um sich mit den Kollegen aus den anderen neun Service­gesell­schaften zu vernetzen. Es kann nicht sein, dass wir nur unserer eigenes Süpp­chen kochen.« Die Probleme seien oft die gleichen, deshalb müssten auch alle »an einem Strang ziehen«. Was für die WEA Service West gelte, gelte eben auch für den gesamten Konzern: »Es muss endlich wieder das Wir zurück­kommen.« Und das gibt es nur mit Respekt und Achtung vor den Mit­arbeitern.

 

1 Kommentar
  1. Hallo WEA West,

    freue mich für Euch – Super Wahlbeteiligung – Super Legitimation.
    Wünsche Euch viel Erfolg bei Eurer Beteriebsratsarbeit.
    Aber wie schon mal erwähnt das ist kein Hexenwerk. Kann mal alles
    lernen.
    In diesem Sinne alles gute und eine schöne Adventszeit.

    Alan